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Emotionale Unabhängigkeit für eine starke Bindung

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Emotionale Abhängigkeit in Beziehungen scheint in erster Linie ein Problem von Frauen zu sein. Der Schein trügt allerdings! Auch für die Männer ist emotionale Abhängigkeit ein Thema – vielfach jedoch noch ein Tabuthema. Während Frauen im Evolutionsprozess frühzeitig gelernt haben, sich anderen Personen anzuvertrauen, müssen Männer dies erst noch lernen. Die eigene Schwäche einzugestehen, ist daher für viele Männer auch heute noch schlichtweg unmöglich.

Emotionale Abhängigkeit als Sucht

Emotionale Abhängigkeit darf nicht mit emotionaler Verbundenheit verwechselt werden. Letztere ist die tiefe Bindung zwischen zwei sich liebenden Partnern, erstere ist die zwanghafte Ausrichtung des eigenen Lebens auf den Partner. Die Abhängigkeit ist wie eine Sucht. Ein Leben ohne den Partner scheint nicht vorstellbar. Sicher möchten sich auch in Liebe verbundene Partner kein Leben ohne den anderen vorstellen, aber ein Verlust würde keine Verzweiflung, Selbstaufgabe oder Existenznot nach sich ziehen. Trotz der Trauer wäre ein selbstbestimmtes Leben möglich. Diese Selbstbestimmung ist der Schlüsselfaktor im fließenden Übergang von der emotionalen Bindung zur emotionalen Abhängigkeit. Verglichen mit dem Alkohol ist die Bindung das Glas Wein am Abend, das bewusst genossen wird und die Abhängigkeit der Alkoholkonsum, der nicht mehr bewusst gesteuert werden kann.

Es gibt mehrere Anzeichen, wenn aus einer partnerschaftlichen Beziehung eine einseitige Abhängigkeit wird. Typisch für die Beziehungssucht sind:

  • Selbstaufgabe, um dem Partner zu gefallen
  • Definition über den Partner
  • Soziale Isolation, um mit dem Partner allein zu sein
  • Starke Eifersucht, gepaart mit Kontrollhandlungen
  • Trennungsangst
  • Idealisierung des Partners
  • Verdrängung von Konflikten
  • Extremes Klammern
  • Körperliche Entzugserscheinungen bei Trennungen

Wege in eine unabhängige Beziehung

Emotionale Unabhängigkeit für eine starke BindungDie Tendenz, wer zur Abhängigkeit in Beziehungen neigt, wird bereits in der Kindheit und Jugend geprägt. Kinder, die um Liebe kämpfen mussten, mit Liebe für bestimmte Erfolge belohnt wurden oder sich der Liebe ihrer Eltern nicht sicher waren, neigen als Erwachsene eher dazu, sich über gezeigte Liebesbeweise zu definieren. Für diese Erwachsenen ist es schwer, ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen, ohne ständig um Anerkennung zu ringen.

Wichtig ist hier die Erkenntnis, dass auch der Partner keine Sicherheit geben kann, wenn sie nicht bereits in einem steckt. Für eine intakte Beziehung ist Vertrauen die wichtigste Voraussetzung – und Vertrauen heißt auch, sich trauen, ab und zu loszulassen: etwas alleine unternehmen, eigene Hobbies pflegen, alte Freunde nicht vernachlässigen, seinen Ansichten treu bleiben, eigene Ziele verwirklichen. Eine gesunde Beziehung lebt auch von den getrennten Erlebnissen und unabhängig voneinander gesammelten Erfahrungen. Diese bieten Stoff für konstruktive Gespräche und schaffen einen persönlichen Freiraum. Nichts stresst eine Beziehung so sehr, wie einseitiges Klammern.

Erkennen Sie bei sich Ansätze zur emotionalen Abhängigkeit oder leben Sie bereits in einer abhängigen Beziehung, versuchen Sie mit kleinen Schritten einen Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu finden. Setzen Sie sich kleine Ziele – ein Abend mit Freunden ohne Partner, kein Kontrollanruf bei der Dienstreise – und belohnen Sie sich für jeden Erfolg. Mit jedem Schritt in Richtung emotionale Unabhängigkeit wird Ihre Beziehung ungezwungener und natürlicher werden. Weitere Tipps finden Sie hier im Online-Ratgeber in Sachen Liebe.

Auf diesem Blog findet man Tipps für die Familie zu den Themen Erziehung, Ausflüge, Urlaub und vieles mehr.

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